Kooperationen und Vernetzung der Hilfen
Grundsätzlich stellt sich die Frage an welche Institutionen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien angegliedert werden soll. Da laut Reinhardt Mayer (2003: 153 ff) die vorhandenen Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe häufig nicht die finanziellen und personellen Ressourcen haben, um die Betreuung dieser Kindern zu übernehmen, bedarf es erweiterten Angeboten, in denen Fachkräfte miteinander kooperieren. Damit eine optimale Hilfe für die Kinder und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien entwickelt werden kann, ist eine umfassende Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfesysteme notwendig.
Unter präventivem Gesichtspunkt ist es notwendig Kindern von alkoholkranken Menschen möglichst frühzeitig Hilfe anzubieten, um eine optimale Entwicklung wahrscheinlicher zu machen bzw. erste auftretende Symptome einer Störung effektiv zu behandeln. DenBereichen Früherkennung und Frühintervention kommt daher eine entscheidende Bedeutung zu. (vgl. Klein 1998: 11, 27 ff)
Wie Ingrid Arenz-Greiving (2004: 14) erklärt darf es nicht darum gehen die Kinder und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien als Klientel der Suchthilfe zu erklären, denn es geht darum dies zu verhindern.
„Um die Kinder nicht aufgrund der Erkrankung der Eltern zu pathologisieren, sollten die Hilfen für diese Kinder so weit wie möglich in den Institutionen stattfinden, in denen sich die Kinder sowieso aufhalten." (Münzel 2004: 11)
Kinder und Jugendliche von alkoholabhängigen Menschen werden vor allem durch die Jugendhilfe, Sozialdienste, Schulen, Kindergärten usw. betreut. Jedoch wird in der Praxis die Problematik dieser Kinder oft nicht erkannt, da Lehrer, Sozialpädagogen, Erzieher, Kinderärzte und Gynäkologen nicht sensibilisiert für das Thema „Suchterkrankung" sind. Daher besteht die Notwendigkeit umfassender fachbezogenen Fortbildungen und Informationsveranstaltungen für die unterschiedlichen Berufsgruppen, welche mit diesen Kindern arbeiten und Kontakt haben. Dringend notwendig ist eine bessere Verzahnung der psychosozialen und medizinischen Hilfen sowie die Bildung von Arbeitsgruppen und Netzwerke, in denen sich Mitarbeiter verschiedenster Institutionen versammeln, ihre Erfahrungen bezüglich der Arbeit mit Kinder aus suchtbelasteten Familien austauschen und gemeinsame Projekte entwickeln.
Um geeignete Hilfen sowie tragfähige Kooperationen zu entwickeln hat sich im Bundsland Nordrhein-Westfalen ein Netzwerk gebildet, in denen Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen zusammentreffen. Aus dieser Zusammenarbeit von Suchtkrankenhilfe und Kinder-, Jugend- und Familienhilfe sowie mit Förderung durch das Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie sind in den letzten Jahren fünf Modellprojekte im Bereich „Kinder aus suchtbelasteten Lebensgemeinschaften" entstanden. Neben den Kindergruppen gehört die Durchführung von Fortbildungsmaßnamen für Kontaktpersonen, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit zu den Aufgaben der Modellprojekte. Der Aufgabenschwerpunkt der Fachstelle fürSuchtvorbeugung des SKM e. V. Köln1 liegt in der Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen und dem Aufbau von Netzwerken. Für die Evaluation der Maßnahmen ist der Forschungsschwerpunkt „Sucht" der katholischen Fachhochschule in Köln unter Leitung von Prof. Dr. Michael Klein verantwortlich. (vgl. Münzel 2004: 10 ff)
In Berlin hat sich im Frühjahr des Jahres 2004 der gemeinnützige Verein Nacoa Deutschland - Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e. V. gegründet. Nacoa setzt sich für die Verbesserung der Situation von Kindern aus Suchtfamilien ein. Zielsetzung des Vereins ist durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit über die Problematik der Kinder aus Suchtfamilien aufzuklären, Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen, die Suchtprävention in diesem Bereich voranzutreiben sowie Kinder und Eltern zu informieren. Eine der Hauptaufgaben von Nacoa ist die Herausgabe von Informationsmaterialien, die professionelle Helfer wie Lehrer, Therapeuten, Ärzte und Sozialarbeiter befähigen, Kindern aus Suchtfamilien zu helfen.
In einem neugegründeten europäischen Netzwerk haben sich Experten aus 13 EU-Staaten zu einem Netzwerk zusammengefunden, um vorhandenes Wissen zu dokumentieren sowie neue Präventionskonzepte und Hilfeansätze zu entwickeln.1 (vgl. Klein 2004 b: 6 f)
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- Erstellt am 01.02.2005
- Geschrieben von Alexandra May