Das Empowerment-Konzept
Die Definition des Empowerment-Konzepts
Nachstehend erfolgt wesentlich umfangreicher als bei den vorherigen sozialpsychiatrischen Ansätzen die Theorie des Empowerment-Konzepts; da hier der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit liegen soll. Unabhängig davon muss darauf hingewiesen werden, dass den Ideen des Empowerments bei der Arbeit mit Psychiatrieerfahrenen ein weit höherer Einfluss zukommt als anderen Modellen, die bereits sehr schnell wieder in Vergessenheit geraten sind. „Der Empowerment-Ansatz ist als integratives Handlungsmodell zu einem Leit- und Rahmenkonzept der Gemeindepsychologie geworden." [3]
Eine Begriffsbestimmung
Der in den USA geprägte Begriff des Empowerments lässt sich mit Selbstbefähigung, Selbstermächtigung bzw. Selbstbemächtigung übersetzen.
Die Geschichte dieses Ansatzes ist eng verbunden mit der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre in den USA, den sozialen Bewegungen, der Emanzipationsbewegung der Frauen, der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung („independent living") von behinderten Menschen und nicht zuletzt der Selbsthilfebewegung mit ihrer Kritik an den qualitativ und quantitativ unzureichenden psychosozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen. (ebd.)
Gemeinsamer Grundgedanke all dieser Bewegungen war ein Protest gegen Unterdrückung und damit verbunden der Wunsch nach Wiedergewinnung von Stärke und Kraft, sich für eigene Rechte einzusetzen.[4]
Die Einführung des Empowerment-Aspekts in die Gemeindepsychologie ist zurückzuführen auf JULIAN RAPPAPORT, der auch maßgeblich an ihrer Weiterentwicklung zu einem professionellen Arbeitsmodell mithalf.
Das Fachlexikon der sozialen Arbeit schreibt zum Begriff Empowerment wie folgt: „Empowerment (Selbstbefähigung, Stärkung von Autonomie und Eigenmacht) - das ist heute eine Sammelkategorie für diejenigen Arbeitsansätze in der psychosozialen Praxis, die die Menschen zur Entdeckung eigener Stärken ermutigen und ihnen Hilfestellungen bei der Aneignung von Selbstbestimmung und Lebensautonomie vermitteln." [5]
Empowerment steht als psychosoziales Handlungskonzept „[...] für eine veränderte helfende Praxis, deren Ziel es ist, die Menschen zur Entdeckung ihrer eigenen (vielfach verschütteten) Stärken zu ermutigen, ihre Fähigkeiten zu Selbstbestimmung und Selbstveränderung zu stärken und sie bei der Suche nach Lebensräumen und Lebenszukünften zu unterstützen, die einen Zugewinn von Autonomie, sozialer Teilhabe und eigenbestimmter Lebensregie versprechen." [6]
In der psychiatrischen Arbeit sind jedoch das Empowerment Betroffener und die Empowerment-Unterstützung der Professionellen divergent zu betrachten. Im Folgenden wird zuerst ein Einblick dessen gegeben, was Empowerment von Seiten Psychiatrie-Erfahrener bedeutet. Anschließend erfolgt eine kurze Darstellung, inwieweit professionell Tätige diesen Prozess unterstützend beeinflussen können.
[3] zitiert nach Lenz, Albert: Empowerment und Ressourcenaktivierung – Perspektiven für die psychosoziale Praxis. In: Lenz, Albert & Stark, Wolfgang (Hrsg.); 2002: Empowerment. Neue Perspektiven für psychosoziale Praxis und Organisation.; Tübingen (dgvt-Verlag), Seite 14
[4] (Vgl. Knuf, Andreas: Empowerment fördern! Ernst machen mit einer partnerschaftlichen Beziehung. In: Sozialpsychiatrische Informationen, Heft 2, 2002, Seite 10)
[5] Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.); 2002: Fachlexikon der Sozialen Arbeit.; Frankfurt am Main (Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge – Eigenverlag), 5. Auflage, Seite 262
[6] Herriger, Norbert; 2002: Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung.; Stuttgart (Verlag W. Kohlhammer), 2. überarbeitete Auflage, Seite 7
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- Erstellt am 11.02.2005
- Geschrieben von Antje Henkel