Vertrauen in die Fähigkeit jedes Einzelnen
Nach wie vor werden in der psychiatrischen Arbeit die Stärken der betroffenen Menschen in einem zu geringem Maße wahrgenommen, gewürdigt und gefördert. So gilt es festzuhalten, dass die dringende Notwendigkeit besteht, den weit verbreiteten Defizitblickwinkel auf die Betroffenen zu revidieren.
Als positives Aktionspotential, das auf das Engagement vieler Psychiatrieerfahrener zurückgeht, kann hier die Etablierung einer Vielzahl von Selbsthilfegruppen und –organisationen in den letzten zehn Jahren im deutschsprachigen Raum verzeichnet werden. Darüber hinaus gilt es von Seiten der Professionellen gerade auch in Krisensituationen, den eigenen Befindlichkeiten der psychiatrie erfahrenen Menschen mit einer größeren Wertschätzung gegenüber-zutreten. Denn all zu oft können die Betroffenen mit hoher Genauigkeit angeben, was sie in dieser Situation brauchen und wie sie selbst die Lösung der momentanen Schwierigkeit sehen.
WOLFGANG STARK umschreibt die Anforderungen an professionell Tätige diesbezüglich sehr treffend: „Die Notwendigkeit des Vertrauens in die Fähigkeiten von Menschen (die in anderen Bereichen große Probleme oder Defizite haben mögen), um gemeinsam weitere Fähigkeiten entfalten zu können, kennzeichnet eine wesentliche Grundhaltung und eine veränderte Wahrnehmung auf soziale Probleme, die berufliche HelferInnen für sich entwickeln müssen, wollen sie Empowerment-Prozesse in verschiedenen Bereichen fördern und anstoßen."[32]
[32] Stark, Wolfgang: Gemeinsam Kräfte entdecken – Empowerment als kompetenz-orientierter Ansatz einer zukünftigen psychosozialen Arbeit. In: Lenz, Albert & Stark, Wolfgang (Hrsg.); 2002: Empowerment. Neue Perspektiven für psychosoziale Praxis und Organisation.; Tübingen (dgvt-Verlag), Seite 71
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- Erstellt am 11.02.2005
- Geschrieben von Antje Henkel