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Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik
Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik 05 Jul 2010 16:42 #1
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"Heilpädagogisches Handeln wird nötig, wenn die natürliche Erziehung zu versagen droht oder bereits versagt hat" (A. Sagi, S. 12).
Dieser Satz, nachdem sich unbesehen die Pädagogik in der Regel richtet, erscheint mir schlicht lebensgefährlich. Wenn "die natürliche Erziehung zu versagen droht oder bereits versagt hat", dann ist sie verkehrt und man muss sie reflektieren und den Fehler finden und korrigieren. Auf keinen Fall darf man "die natürliche Erziehung" so weiterlaufen lassen, als ob nichts geschehen wäre, und das Problem an die nächste Instanz auslagern, die damit wieder genau denselben Fehler macht. So wird man von einer Stelle zur nächsten weitergereicht, auf dem Papier steht immer - weil es ja so vorgeschrieben ist - als Begründung, dass man dort besser gefördert werden kann, aber es ist praktisch jedesmal eine Lüge. Als Ich-kann-Schule-Lehrer habe ich mich da eindeutig entschieden: Pädagogik muss immer Heilpädagogik sein. Sonst ist sie Unheilpädagogik. Wenn ich "die natürliche Erziehung" konkret beobachte und untersuche - ich tue das seit 35 Jahren - dann zeigt sich regelmäßig zumindest, a) dass die "natürliche Erziehung" eine künstliche Erziehung ist und b) da in ihr fast immer nur Druck gemacht und der auch noch im Problemfall gesteigert wird, dass diese "natürliche Erziehung" de facto Erdrückung ist und der Misserfolg sowie darauf folgendes Problemwachstum vorprogrammiert sind. Wenn wir den Druck aufrechterhalten und steigern und dies keinerlei Reflexion unterziehen, machen wir Pädagogik zur Unheilpädagogik und es muss die betroffenen und misshandelten Kräfte in die Verzweiflung treiben, wenn wir diesen ungerechten Status festschreiben und sie in einer weiteren Instanz als etwas bearbeiten lassen,was sie für sich nicht sind. Wir können aber ebenso die Augen aufmachen, unser Tun regelmäßig hinterfragen und experimentell überprüfen; wir können den reagierenden Talenten offen und ihre Würde achtend begegnen und ihnen Wachstumsmöglichkeiten eröffnen; das, würde ich meinen, sei Heilpädagogik. Ich grüße freundlich. Franz Josef Neffe |
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Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik 23 Jul 2010 22:59 #2
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Wenn "die natürliche Erziehung zu versagen droht oder bereits versagt hat", dann ist sie verkehrt und man muss sie reflektieren und den Fehler finden und korrigieren. Auf keinen Fall darf man "die natürliche Erziehung" so weiterlaufen lassen, als ob nichts geschehen wäre, und das Problem an die nächste Instanz auslagern, die damit wieder genau denselben Fehler macht. Ich arbeite als Heilpädagogin in einer integrativen Kindertagesstätte. Für mich ist die Elternarbeit sehr wichtig, da ohne eine gute Elternarbeit eine heilpädagogische Arbeit für mich nicht realisierbar ist. Denn wie Sie bereits geschrieben haben, geht es darum, Fehler zu finden und diese zu korrigieren. Und gerade bei Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter sehe ich immer mehr Fehler in der Erziehungsarbeit der Eltern. Sei es, dass sie überlastet sind, zu jung oder zu alt sind, geschieden oder auch kognitiv selbst manchmal beeinträchtigt sind. Ich erinnere mich, dass meine Lehrerin in der Ausbildung zur Heilpädagogin auch immer wieder betont hat, wie wichtig die Elternarbeit ist. Und nicht umsonst hatten wir in der Ausbildung das Fach Soziologie und Gesprächsführung. Die heilpädagogische Arbeit unterscheidet sich von der Pädagogik in den verschiedenen Methoden. Sagis Aussage "Heilpädagogisches Handeln wird nötig, wenn die natürliche Erziehung zu versagen droht oder bereits versagt hat" würde ich daher anders interpretieren.Für mich bedeutet Sagis Aussage, dass die Zielsetzungen durch erzieherische Maßnahmen nicht mehr durchführbar sind und Eltern somit das Recht haben, eine Hilfe zur Erziehung nach dem KJHG hinzuzuziehen. Abschließend gilt zu sagen, dass für mich die heilpädagogische Arbeit in der integrativen Kindertagesstätte immer wieder eine neue Herausforderung darstellt, Kinder mit besonderen (Erziehungs-) Bedürfnissen die erforderlichen Hilfestellungen zu geben. Viele Grüße aus Leipzig Diana Saft |
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Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik 05 Dez 2010 16:13 #3
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Bedachte Erziehung sollten wir hoch schätzen. Die Qualität menschlicher Be- und Erziehung ergibt sich jedoch nicht hauptsächlich aus päd. Behandlungstechniken.
Schon bei der Elternarbeit entscheidet sich alles nicht durch die Arbeit sondern dadurch, dass man sich versteht. Und das heißt, dass der, der mit den Talenten des anderen BESSER umgehen kann, den größeren Einfluss bekommt. Gerade im Konfliktfall beobachte ich jedoch, wie man sich gegenseitig darin überbietet, sich unter Druck zu setzen = die Talente des anderen schlechter zu behandeln. Es ist ein Unterschied, ob ich die Fehler des anderen bekämpfe oder seine Talente, es in diesen Punkten gut zu machen, mobilisiere. Die neue Ich-kann-Schule setzt eindeutig auf die Talente. Mich interessieren also nicht die Fehler in der Erziehungsarbeit der Eltern, mich interessieren nur ihre unentwickelten, nicht zum Zug gekommenen Talente, auf die mich der Fehler hinweist. Es wird höchste Zeit, von der Güte dieser Talente zu reden, damit die endlich ins Spiel kommt, damit die endlich die Aufmerksamkeit bekommt und die Energie. Dann sind endlich die Weichen auf Wachstum für diese Talente gestellt, sie werden endlich entdecket, entwickelt, erkannt, gestärkt, gepflegt und sie kommen zum Zug. Zug ist das Grundprinzip der Ich-kann-Schule. Das Zug- oder Druck-Gesetz ist ein Gesetz, das noch viel tiefer ins Leben eingreift als das KJHG; das steht sich aber nicht entgegen sondern sollte sich ergänzen. Es ist gut und heilsam, dass Kinder unsere Talente, das Leben in ihnen zu verstehen und ihm Antwort auf seine originalen Fragen zu geben, herausfordern. Kinder (egal welchen Alters) werden auffällig, dass uns was auffällt. Sollten wir uns nicht grundsätzlich freuen, wenn das Leben durch sie von uns noch etwas wissen will? Ich erlebe immer wieder, wie durch das Problem der Kinder offenbar wird, dass die Eltern dasselbe Problem schon 20 Jahre länger haben und auch noch nicht gelöst haben - und die betroffenen Lehrer auch. Gemeinsam lernen wäre die wunderbarste Chance für eine lebenslange, tiefe und lebendige Freundschaft. Und gemeinsam lernen, heißt (ganz wörtlich von germ. LAISTI = FÄHRTE) sich gemeinsam auf den Erfahrungsweg machen. Jede noch so kleine Entdeckung auf diesem Erfahrungsweg erhöht die Lebenskompetenz. Und wenn man nicht knausert, die Entdeckungen einander mitzuteilen, erhöht jede kleine Mitteilung dfie Sozialkompetenz. Jede kleine Schwierigkeit ruft uns zu: Lernt durch mich gemeinsam die Leichtigkeiten des Lebens kennen! Ich wünsche Euch guten Erfolg auf Eurem Weg. Franz Josef Neffe |
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Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik 18 Dez 2010 13:45 #4
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Mich interessieren also nicht die Fehler in der Erziehungsarbeit der Eltern, mich interessieren nur ihre unentwickelten, nicht zum Zug gekommenen Talente, auf die mich der Fehler hinweist. Auf diesen ermutigenden Satz NEFFEs möchte ich kurz Bezug nehmen. Ich arbeite als Dipl.-Psychologe einer heilpädagogischen Einrichtung im Landkreis München und verbinde mit diesem Satz eine delikate Erinnerung. Nach meiner therapeutischen Zusatzausbildung (systemische Familientherapie) versuchte ich mich konsequent in der Orientierung an den Ressourcen und Kompetenzen ratsuchender Eltern. NEFFE würde vielleicht "Talente" sagen. Eine Mutter: "Herr Hergenhan, ich möchte mit Ihnen über meine Erziehungsfehler sprechen!" Radikal und animiert von den Früchten meiner Ausbildung entgegnete ich: "Ihre Erziehungsfehler interessieren mich nicht. Vielmehr will ich wissen, was Ihnen gut von der Hand geht, was Ihnen gelingt!" Völlig verdattert schüttelte sie den Kopf, zeigte aber Gesprächsbereitschaft. Selbstverständlich ließ dann der Dialog eine ganze Litanei von Misslichkeiten, Elend, und häuslichem Unfrieden hören. Die Not dieser Frau und ihres Kindes, das sie allein erzog, musste mich interessieren, so hatte ich in der Folge den Eindruck. Der wiederholte Hinweis auf mein - gut gemeintes - Desinteresse an ihren Fehlern hätte sie mit Sicherheit verletzt und vor den Kopf gestoßen. Ich mache täglich folgende Erfahrung: Fehler sind mit Eltern diskutabel. Für mich allerdings nur insofern, als die Fehler darauf aufmerksam machen, was Kinder und Eltern brauchen. Genau darin muss dann der gesprächsinhaltliche Schwerpunkt liegen. Konkret: Die Mutter schildert, wie oft der Junge daheim "austickt". Da darf die Frage her: "Gibt es Zeiten, in denen er nicht austickt?" Die Mutter überlegt und resümiert: "Klar, wenn ich ihm am Abend eine Geschichte vorlese." Super, offenbar soll mit der Auffälligkeit des Jungen auffallen, dass er viel Nähe braucht, dass er braucht, was die Mutter bereits kann. Was NEFFE für die Pädagogik postuliert, ist aus meiner Sicht geradeso im Hinblick auf die Elternarbeit gültig. In ihr muss Anliegen sein, die unbeachteten "Stärken hervorzurufen und ihnen günstigste Wachstumsbedingungen zu schaffen" (NEFFE 2007, 5. Aufl. S. 28). In meiner Veröffentlichung (2010) habe ich sechs systemisch heilpädagogische Basalkriterien entwickelt. Das dritte heißt "ausdrücklich Identifikation, der Ressourcen, der Fähigkeit". Diese Identifikation ist ein Prozess, der sich auch durch das Gestrüpp elterlicher Fehler einen guten Weg bahnen kann. Eltern möchten sich selbst zumeist ehrlich begegnen, und dazu gehört, dass sie sagen dürfen, was oft und oft daneben geht. NEFFE empfiehlt die "feine Zuwendung zu den wunden Punkten" (ebd. S. 233). Eine herrliche Formulierung! Diese Zuwendung setzt voraus, dass die "wunden Punkte" identifiziert werden, wenn die Eltern das wollen und dazu bereit sind. Nichts anderes will Diana SAFT, so überzeugt sie mich. Die Hilfen zur Erziehung, wie sie das KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) einräumt, definieren sich in erster Linie zielorientiert. Einrichtungen, die in einer Kindergruppe die Entfaltung sozialer Kompetenz programmatisch wollen, heißen nicht "fehlerdiagnostische Kindertagesstätten", sondern "integrative Kindertagesstätten". Und genau das setzt den Schwerpunkt auf die Möglichkeiten, nicht auf die Defizite. Ich erinnere mich, dass meine Lehrerin in der Ausbildung zur Heilpädagogin auch immer wieder betont hat, wie wichtig die Elternarbeit ist. Diese Lehrerin von Diana Saft hatte nach meiner Meinung völlig Recht! Und ich radikalisiere gern: Es gibt überhaupt keine Heilpädagogik ohne Elternarbeit. Und es gibt keine Heilpädagogik ohne die konstruktive Unterstellung der (heil)pädagogischen Fachkraft, dass Eltern auch können, was sie können wollen. |
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Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik 18 Jun 2011 01:11 #5
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Der Fehler sagt uns, was fehlt, drum heißt er Fehler. Wenn ich mit meinem Interesse (deutsch: Dabeisein) die Fehler in der Regel schnell wieder verlasse, dann deshalb, weil sie Wegweiser sind. Wegweiser weisen immer von sich selbst weg - drum heißen sie Weg-Weiser - und auf etwas Wichtiges hin.
Wenn mir jemand sagt, er möchte mit mir über seine Erziehungsfehler sprechen, dann weisen diese doch auch auf etwas sehr Wichtiges hin: auf seine Talente & Kräfte, diese Fehler zu verbessern und das Problem zu lösen. Wenn mich nun diese Erziehungsfehler nicht interessieren so interessieren mich doch umso mehr die Kräfte, auf die sie hinweisen. Als junger Lehrer hatte ich einen Schüler, der galt als "einseitig mathematisch begabt"; in Deutsch hatte er von Anfang an immer die Note 6 gehabt und musste deshalb sorgar eine Klasse wiederholen. Seine üppigen Rechtschreibfehler wiesen mich darauf hin, dass es seinem - genialen - Rechtschreibtalent schlecht geht. Wenn ich nun sagte, wir müssten uns um die Stärken des Jungen kümmern, dann sagten alle: "Um die kümmern wir uns ja eh. In Mathe ist er stark, da wird er gefördert." So meine ich das ganz und gar nicht. In Mathe brauchte er keine Förderung, das konnte er sowieso alleine; da schmückte man sich noch mit fremden Federn, wenn man ihn förderte. In Deutsch hätte er eine sehr viuel bessere Behandlung gebraucht, und die bekam er nicht, weil er ja angeblich eine Rechtschreibschwäche hatte. Bei genauer Betrachtung und in WIRKlichkeit war das aber nur eine GESCHWÄCHTE RECHTSCHREIBSTÄRKE. Und was wird aus einer geschwächten Rechtschreibstärke, wenn sich kein aas um sie kümmert und man sie verhungern lässt? Ganz richtig: Sie wird immer noch schwächer. Und was wird auis einer angeblichen Rechtschreibschwäche, wenn sich alles immer nur um sie dreht und alle alle Energie in sie investieren? Ebenfalls richtig: Die starke Schwäche wird immer noch stärker. Dass die Fehler von sich selbst weg-weisen, heißt für mich nicht, dass wir diese Weg-weisung nicht mit größter Sorgfalt zu beachten hätten. Die Fehler in der Erziehungsarbeit berichten - bei sorgfältiger Untersuchung - sehr genau, was in ihrer eigenen Erziehung nicht nur im Elternhaus sondern auch in der Schule und anderen päd. Einrichtungen schief gelaufen ist. Sie machen die Fehler benennbar und korrigierbar und weisen auch den professionellen Institutionen eine geradezu riesige Bringschuld nach. Die z.T. verheerende Pädagogik der letzten Jahrzehnte haben nicht die Eltern im Privathaushalt ausgeheckt und dann in die Hochschulen und Schulen hineingetragen sondern es war genau umgekehrt. Und dies alles immer mit Amtsgewalt. Unsere amtliche, lehrende, forschende, nach unten richtende Pädagogik wurde immer von oben herab vollzogen. Ihrer Verantwortung soll sie heute noch gerecht werden. Auch bei ihr werden wir also über die Fehler sprechen müssen, aber diese weisen uns wiederum auf die Talente & Kräfte hin, die auch hier im weiten Teile verkümmert und nicht selten verwahrlost sind. Es hilft uns nicht, einen Fehlerkult zu betreiben, wir müssen endlich die Kräfte & Talente heben und entwickeln und nicht eins nach dem anderen abschreiben und die Dummheit durch immer noch undurchschaubarere Verordnungen zum allgemeinen Normalzustand erheben. Ganz genau: "Fehler sind mit Eltern diskutabel. Für mich allerdings nur insofern, als die Fehler darauf aufmerksam machen, was Kinder und Eltern brauchen." Das weist den Weg zu den genialsten Kräften aller Beteiligten und zu ihrer Befreiung, die nicht weiter blockiert werden sollte. Jeder Mensch, auch Eltern, hungern nach Chancen der Selbstentwicklung, der Selbstverwirklichung und des Wachstums. Unsere Pädagogik sollte vor allem in solchen Chancen bestehen. Das ist gut möglich. Ich wünsche uns allen guten Erfolg. Franz Josef Neffe |
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Pädagogik unterteilt sich in Heilpädagogik u.Unheilpädagogik 10 Feb 2022 18:22 #6
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Mein Sohn hat Trisomie 21 und bekommt seit seiner Geburt Heilpädagogik. Ich möchte hier festhalten: ICH HABE NICHT VERSAGT!!
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