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Impulskontrolle lernen - Wie?!

Impulskontrolle lernen - Wie?! 14 Nov 2012 10:10 #1

  • Katja
Hallo!

Mein Einzelfallkind ist schon älter, am Sonntag 8 Jahre alt. Er scheint eine senorische Wahrnehmungsstörung zu haben, was sich besonders in taktiler Überempfindlichkeit aber auch in Unterempfindlichkeiten in vestibulärer und kinästhetischer Wahrnehmung zeigt.

Diese Unausgewogenheit führt regelmäßig und verstärkt in den letzten Monaten dazu, dass er Wutausbrüche hat. Er schimpft dann laut und wirft mit Kraftausdrücken um sich, die er fremden Menschen an den Kopf wirft und auch seiner Begleitperson. Es steigert sich zu körperlichen Attacken: hauen, treten, boxen, spucken, schubsen. "Zum Glück" ist er noch nicht stark genug, dass es zu ernsthaften Verletzungen beim Erwachsenen kommt, einem Kind kann er aber schon ordentlich schaden. Das ist leider auch passiert. Ein Kind hat er in der Schule geschubst. Dieses ist sehr ungünstig auf eine Kante einer Tischtennisplatte gefallen und hat sich stark verletzt.

Seit dem ist mein Einzelfallkind sehr unglücklich und bringt immer wieder diesen Vorfall zur Sprache. Für den Jungen scheint das ein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein, so schätze ich das ein. Er wurde anschließend auch sehr streng gemaßregelt.

Er kann seine Impulse nicht kontrollieren und auch überhaupt nicht einschätzen, wie er seinen Körper und seine Kraft nutzt. Dank der Wahrnehmungsschwierigkeiten hat er sich und seinen Körper überhaupt nicht unter Kontrolle. Erschwerend kommt frühkindlicher Autismus dazu.

Der Junge wird ja auch älter. Die Angst der Eltern ist, dass sie ihn, wenn er mehr Kraft hat, nicht mehr zügeln können. Sie befürchten Übergriffe gegenüber anderen Kindern, vor allem kleinere, die gefährlich enden könnten. Nun ist also das Thema, wie wir dem Kind beibringen können seine Impulse zu steuern.

Meine erste und sowieso immer wiederkehrende Idee für den Jungen ist einerseits eine sensorische Integrationstherapie zu beginnen. Hat damit jemand schon einmal Erfahrungen gemacht? Oder kennt ihr jemanden, der Erfahrungen damit gemacht hat? Habt ihr selbst Kontakt mit Kindern, die diese Therapie machen oder auch Erwachsene? Habt ihr selbst damit Berührung (gehabt)?

Eine weitere Idee ist, mittels Punktesystem einen Verstärkerplan zu entwickeln, der anfänglich recht häufige Belohnungen beinhaltet. Z.B. zeigt der Junge bestimmtes (vorher besprochenes) erwünschtes Verhalten, bekommt er einen Punkt/Smilie. Hat er 3, kann er die einlösen in eine Belohnung. Wöchtentlich wird die zu erreichende Menge an Punkten erhöht um einen und die Art der Belohnung wird entsprechend angepasst.
Eine weitere Idee ist, ihm einen Punktevorschuss zu geben. Und immer, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt, wird ein Punkt abgezogen. Die noch verbleibenden Punkte kann er am Tagesende auch gegen eine Belohnung eintauschen. Allerdings wird diese immer kleine, je weniger Punkte er hat. Daher sollte im Vorfeld vielleicht auch bekannt sein, welche Belohnungen zur Auswahl stehen bei bestimmter Punkteanzahl.

Kennt jemand dieses Vorgehen und kann aus "dem Nähkästchen" plaudern?
Würdet ihr anders vorgehen? Wie?

Habt ihr andere Ideen zum Erlernen von Impulskontrolle und Umgang mit Wut und Aggression?

Über jede Idee würde ich mich freuen.

Vielen Dank,
Katja

Impulskontrolle lernen - Wie?! 17 Nov 2012 02:47 #2

  • Diana
Hallo Katja,
ich würde es an deiner Stelle mit psychomotorischen Einheiten versuchen. Ganz interessant ist auch die Autismus Arbeit hier http://www.heilpaedagogik-info.de/autismus/therapie-autistische-kinder-jugendliche.html, wo unter Anderem auch die Sensorische Integrationstherapie angesprochen wird. Interessen des Jungen sind.
Interessant finde ich in dieser Arbeit auch den Ansatz der "Körperbezogenen Therapien". Gerade auch weil dein Einzelförderkind aggressiv reagiert. Ich bin über die letztere Therapieform leider nicht so informiert, aber vielleicht findest du darüber Infos auf Autismusseiten.

LG
Diana

Impulskontrolle lernen - Wie?! 04 Dez 2012 20:05 #3

  • Katja
Liebe Diana,
vielen Dank für deine Antwort und bitte entschuldige meine späte Reaktion. Wie das Leben so spielt in der Vorweihnachtszeit, fordern mich meine Jobs und mein Privatleben in höchstem Maße. Gerade jetzt aber möchte ich gern antworten.
Diana schrieb:
ich würde es an deiner Stelle mit psychomotorischen Einheiten versuchen. [...] Sensorische Integrationstherapie [SI]
Du sprichst mir aus dem Herzen!
SI versuche ich den Eltern als ergotherapeutische Therapie zusätzlich zu meiner diesbezüglich eher oberflächlich ausführbaren Einzelfallhilfe auch schon seit längerem anzuraten. Die Mutter ist begeistert und möchte das sehr gern in Angriff nehmen. Der Vater ist dagegen (weil die Mutter dafür ist) und hemmt diese Entwicklung. Also gebe ich mein Bestes, empfehle Materialien (Rollbrett, Pezi-Ball, Schaukel etc) womit die Eltern selbst auch positiv auf die Wahrnehmung des Kindes einwirken können. So viel wie möglich spiele ich mit dem Jungen stark körperbezogen, beziehe seine ganzen Wahrnehmungskanäle in Orientierung an der SI mit ein.

Mit der Mutter beginnen wir nun einen Punkte- und Verstärkerplan, der dem Jungen alternative Verhaltensweisen beibringen soll und sein aggressives Muster mehr und mehr abbauen hilft.

Impulskontrolle ist ein echt herausforderndes Thema für die EFH (also miich), die Eltern und ganz vor allem für das Kind.

Vielen Dank für deine Anregung und Bestätigung meiner Gedanken.

Liebe Grüße,

Katja