Hallo!
Mein Einzelfallkind ist schon älter, am Sonntag 8 Jahre alt. Er scheint eine senorische Wahrnehmungsstörung zu haben, was sich besonders in taktiler Überempfindlichkeit aber auch in Unterempfindlichkeiten in vestibulärer und kinästhetischer Wahrnehmung zeigt.
Diese Unausgewogenheit führt regelmäßig und verstärkt in den letzten Monaten dazu, dass er Wutausbrüche hat. Er schimpft dann laut und wirft mit Kraftausdrücken um sich, die er fremden Menschen an den Kopf wirft und auch seiner Begleitperson. Es steigert sich zu körperlichen Attacken: hauen, treten, boxen, spucken, schubsen. "Zum Glück" ist er noch nicht stark genug, dass es zu ernsthaften Verletzungen beim Erwachsenen kommt, einem Kind kann er aber schon ordentlich schaden. Das ist leider auch passiert. Ein Kind hat er in der Schule geschubst. Dieses ist sehr ungünstig auf eine Kante einer Tischtennisplatte gefallen und hat sich stark verletzt.
Seit dem ist mein Einzelfallkind sehr unglücklich und bringt immer wieder diesen Vorfall zur Sprache. Für den Jungen scheint das ein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein, so schätze ich das ein. Er wurde anschließend auch sehr streng gemaßregelt.
Er kann seine Impulse nicht kontrollieren und auch überhaupt nicht einschätzen, wie er seinen Körper und seine Kraft nutzt. Dank der Wahrnehmungsschwierigkeiten hat er sich und seinen Körper überhaupt nicht unter Kontrolle. Erschwerend kommt frühkindlicher Autismus dazu.
Der Junge wird ja auch älter. Die Angst der Eltern ist, dass sie ihn, wenn er mehr Kraft hat, nicht mehr zügeln können. Sie befürchten Übergriffe gegenüber anderen Kindern, vor allem kleinere, die gefährlich enden könnten. Nun ist also das Thema, wie wir dem Kind beibringen können seine Impulse zu steuern.
Meine erste und sowieso immer wiederkehrende Idee für den Jungen ist einerseits eine sensorische Integrationstherapie zu beginnen. Hat damit jemand schon einmal Erfahrungen gemacht? Oder kennt ihr jemanden, der Erfahrungen damit gemacht hat? Habt ihr selbst Kontakt mit Kindern, die diese Therapie machen oder auch Erwachsene? Habt ihr selbst damit Berührung (gehabt)?
Eine weitere Idee ist, mittels Punktesystem einen Verstärkerplan zu entwickeln, der anfänglich recht häufige Belohnungen beinhaltet. Z.B. zeigt der Junge bestimmtes (vorher besprochenes) erwünschtes Verhalten, bekommt er einen Punkt/Smilie. Hat er 3, kann er die einlösen in eine Belohnung. Wöchtentlich wird die zu erreichende Menge an Punkten erhöht um einen und die Art der Belohnung wird entsprechend angepasst.
Eine weitere Idee ist, ihm einen Punktevorschuss zu geben. Und immer, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt, wird ein Punkt abgezogen. Die noch verbleibenden Punkte kann er am Tagesende auch gegen eine Belohnung eintauschen. Allerdings wird diese immer kleine, je weniger Punkte er hat. Daher sollte im Vorfeld vielleicht auch bekannt sein, welche Belohnungen zur Auswahl stehen bei bestimmter Punkteanzahl.
Kennt jemand dieses Vorgehen und kann aus "dem Nähkästchen" plaudern?
Würdet ihr anders vorgehen? Wie?
Habt ihr andere Ideen zum Erlernen von Impulskontrolle und Umgang mit Wut und Aggression?
Über jede Idee würde ich mich freuen.
Vielen Dank,
Katja