Unterscheidung zwischen Heilpädagogik und Pädagogik

"Heilpädagogik" und "Pädagogik" sind zwei Paar Schuhe - und doch haben sie viele Gemeinsamkeiten. Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede geht es in diesem Artikel. Es handelt sich um eine Zusammenfassung des Buches "Verhaltensauffällige Kinder im Kindergarten" von Alexander Sagi, Herder Verlag sowie um eigene Aufzeichnungen.

Pädagogik - die Lehre der Erziehung

Statt Pädagogik kann man auch den Begriff "Erziehung" verwenden, der das Gleiche bedeutet. Unter Pädagogik verstehen wir die Lehre des gesamten Erziehungsgeschehens. Das heißt, Kinder werden im motorischen, sozialen, emotionalen und kognitiven Bereich gefördert. Die Kinder werden zu Tätigkeiten angeregt und motiviert. Angeregt werden Kinder durch die räumliche Gestaltung, das Verhalten des Erziehers und durch Hilfestellungen. Die Motivationen bestehen aus Zuwendung, Lob und Tadel. Die Konfliktlösung und das Sozialverhalten spielen eine zentrale Rolle in der Pädagogik. Pädagogik heißt aber auch, dass - wenn das Kind die Bezugsperson als hilfreich erlebt - das Kind gefordert wird und bei Misserfolg auch getröstet wird.

Erste Werteorientierung durch das Elternhaus

Ohne Hilfestellung der Bezugspersonen kann ein Kind keine eigenen Verhaltensnormen erlernen. Die Bezugspersonen sagen dem Kind, was falsch oder richtig ist, was erlaubt ist und was unerlaubt ist. Die Bezugspersonen, die die Verantwortung für das Leben des Kindes übernommen haben, übernehmen auch die Verantwortung für die erste Werteorientierung.

Ziel in der Pädagogik

Das Ziel in der Pädagogik ist es, Kinder unter Förderung ihrer Fähigkeiten zur sozialen Autonomie zu führen. Anders formuliert heißt es, das Kind soll lernen, sein Verhalten unter Beachtung übergeordneter Zielvorstellungen selbst zu steuern (vgl. A. Sagi, S. 11).

Diese Pädagogik ist nur möglich, wenn Kinder ihrem Alter entsprechend Angebote erhalten, sie emotional versorgt sind, die Lernumgebung schützend ist und das Lernangebot reizvoll ist.

Resultat

Diese Pädagogik bzw. Erziehung ist heute nicht mehr selbstverständlich, denn viele Eltern sind der Meinung, dass der Kindergarten diese Aufgabe überwiegend übernehmen soll. Und bevor Kinder etwas falsch machen könnten, nehmen es Eltern selbst in die Hand und so lernt das Kind nicht, mit Misserfolgen umzugehen. Manche Kinder lernen erst im Kindergarten soziale Normen und Werte, da die betreffenden Eltern oft nicht konsequent handeln und ihrem Kind kaum Grenzen setzen. Mit anderen Worten, das Kind "macht mit den Eltern, was es will" und es bestimmt, was gemacht wird. Die Hierarchie stimmt nicht mehr und die Eltern sind auf gleicher Ebene, wie das eigene Kind. Ab hier beginnt die natürliche Pädagogik zu versagen und die Heilpädagogik wird nötig.

Heilpädagogik - wenn die "normale" Erziehung versagt

Wann wird heilpädagogisches Handeln nötig?

"Heilpädagogisches Handeln wird nötig, wenn die natürliche Erziehung zu versagen droht oder bereits versagt hat" (A. Sagi, S. 12). Die Heilpädagogik greift ein, wenn bestimmte Fähigkeiten eines Kindes nicht altersgerecht entwickelt sind. Diese Fähigkeiten umfassen den motorischen, sozialen, emotionalen und kognitiven Bereich. Es ist auch möglich, dass bei einem Kind die genannten Fähigkeiten vorhanden sind, es jedoch es Hilfe braucht, um diese Fähigkeiten selbständig anzuwenden. Wenn die soziale Integration nicht altersgerecht entwickelt ist, wird dies die Entwicklung des Kindes hemmen, weshalb auch hier heilpädagogisches Handeln notwendig sein kann.

Ursachen der Defizite

Die Ursachen können sehr verschieden sein: Relativ häufig anzutreffen sind körperliche Ursachen, wie z. B. eine Sprachbehinderung oder eine Körperbehinderung. Oder es kann eine geistige Behinderung vorliegen. Auch familiäre Ursachen wie das Fehlen der emotionalen Sicherheit sowie fehlende Lernanreize können Entwicklungsdefizite verursachen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Heilpädagogik und Pädagogik

Die Heilpädagogik und die Pädagogik sind gleich in der Zielsetzung: Es werden Fertigkeiten aufgebaut, das Kind wird zur Autonomie gefördert und es lernt, sich sozial zu integrieren. Auch das Lernumfeld des Kindes ist gleich. Der Pädagoge schafft eine schützende, emotional tragende Atmosphäre. Der Unterschied ist, dass alles, was in der Pädagogik im Alltag unbeabsichtigt geschieht, in der Heilpädagogik geplant werden muss. Heute wird Heilpädagogik als pädagogische wie auch therapeutische Arbeit mit Menschen verstanden.

Weitere Informationen

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Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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