2.3 Definitionen Konzentration

Definitionen Konzentration

2.3.1 Definitionen

Konzentration
Das Wort Konzentration stammt aus dem Lateinischen „concentra" und bedeutet so viel wie das Zusammenführen zum Mittelpunkt (Bödeker, 2013). Bödeker (2013) erklärt den Begriff wie folgt: „Konzentration meint die bewusste Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Verrichtung, das Erreichen eines kurzfristig erreichbaren Ziels oder das Lösen einer Problemstellung." Beachtenswert ist auch die Definition von Hosenfeld (2008): „Konzentration ist die Sammlung, die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf eng umgrenzte Sachverhalte." Unter dem Begriff „Konzentration" kann auch die Fähigkeit eines Menschen verstanden wer-den, „seine Aufmerksamkeit auf ganz bestimmte, eng umschriebene Bereiche zu bündeln" (Weyhreter, 2000, S. 14). „Konzentration bedeutet, Energie auf einen Bereich auszurichten und diesen dann intensiv zu bearbeiten. Konzentration hat also etwas mit der Fähigkeit zur gezielten Anspannung und Auswahl zu tun" (Weyhreter, 2000, S. 14). Lenniger (1995, S. 10) ergänzt, dass die Konzentration sich unter anderem mit dem Willen erreichen lässt, sich nicht von der Aussenwelt ablenken zu lassen.

Konzentrationsschwierigkeit
Wenn die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt ist, wird nur bei geringen Defiziten von Konzentrationsschwierigkeiten gesprochen. Diese ist meist situationsgerichtet und nur von kurzer Zeitdauer (Rapp, 1982, S. 25). Krowatschek, Albrecht & Krowatschek (2007, S. 9) erläutern in diesem Zusammenhang, dass ein Kind Konzentrationsschwierigkeiten zeigt, „wenn es ihm schwerfällt, seine Aufmerksamkeit der Situation entsprechend zu steuern. Das bedeutet, sich einer Sache zuzuwenden, dabei zu bleiben und Unwichtiges auszublenden." Je nach Alter des Kindes erwartet man eine entsprechende Ausdauer, also wie lange das Kind sei-nen Aufmerksamkeit bewusst steuern kann. Diese wird normalerweise länger, je älter das Kind wird (Krowatschek et al., 2007, S. 9). Demgegenüber stellt die Konzentrationsschwäche ein Problem dar. Diese ist nicht situativ, aber zeitlich länger andauernd (Rapp, 1982, S. 25). Somit wird unter dem Begriff „Konzentrationsschwäche" die mangelnde Fähigkeit verstanden, sich eine bestimmte Zeit stetig und in gesteuerter Form einer Aufgabe zu widmen (Dutschmann, 1979, S. 11).

2.3.2 Konzentrationsfähigkeit

Bei der Konzentrationsfähigkeit handelt es sich um einen komplexen Vorgang, bei dem äussere Einflüsse eine wesentliche Rolle spielen (Weyhreter, 2000, S. 9). Auch wenn sich die Konzentrationsfähigkeit trainieren lässt, muss die Fähigkeit, sich zu konzentrieren in einem langen Prozess erlernt werden (Dutschmann, 1979, S. 80).

Die Konzentrationsfähigkeit der Kinder, sich intensiv einer Beschäftigung zuzuwenden, ist begrenzt. Wie lange sich ein Kind konzentrieren kann, hängt mit seinem Alter zusammen. Je jünger ein Kind ist, desto kürzer ist seine Zeitspanne, sich konzentrieren zu können (Dutschmann, 1979, S. 14). Im Durchschnitt kann davon ausgegangen werden, dass sich fünf- bis siebenjährige Kinder etwa 15 Minuten, acht- bis neunjährig 20 Minuten und neun- bis zehnjährige etwa 25 Minuten konzentrieren können (Hellbrügge, 1975, zitiert nach Dutschmann, 1979, S. 14). Unter den Kindern gibt es jedoch individuelle Unterschiede. So hängt die Konzentration des Kindes zum Beispiel vom Interesse der Tätigkeit, der Schwierigkeit der Aufgabe und dem Wachheitszustand des Kindes ab (Dutschmann, 1979, S. 14).

Des Weiteren sind die Konzentrationsleistungen der Kinder auch noch von situativen und individuellen Besonderheiten abhängig. So werden die Konzentrationsleistungen der Kinder laut Mierke (1962, S. 37) von der jeweiligen Leistungssituation und vom Bezugsobjekt der Aufmerksamkeitszuwendung als auch von Eigentümlichkeiten der Persönlichkeitsstruktur beeinflusst. Schliesslich tragen auch Erfolgserlebnisse und Misserfolge zur Leistungsbereitschaft des Kindes bei und somit auch zu dessen Konzentration. Weyhreter (2000, S. 31) hält fest, dass die Erfolgserlebnisse und Misserfolge dafür verantwortlich sind, ob ein Kind sich in einer bestimmten Situation anstrengt und somit sich auch konzentriert und ausdauernd arbeitet oder ob es rasch aufgibt. Zudem erläutert Weyhreter (2000, S. 32), dass die Art und Weise, wie Kinder ihre Erfolge und Misserfolge erklären, ihre Leistungsbereitschaft auf Dauer sehr beeinflusst. „Das Gefühl, selbst für das eigene Tun verantwortlich zu sein, beeinflusst die Aufmerksamkeit und Ausdauer in einem ganz entscheidenden Ausmass" (Weyhreter, 2000, S. 32).

2.3.3. Konzentrationsschwierigkeit

Immer mehr Kinder können sich in der heutigen Zeit in allen Bereichen weniger konzentrie-ren (Weyhreter, 2000, S. 14). Dies liegt wohl an der heutigen Konsumgesellschaft. Aufgrund der vielfältigen Spielmaterialien wie auch dem häufigen Fernsehkonsum fällt es den Kinder schwerer, sich mit etwas Ausdauerndem zu beschäftigen (Weyhreter, 2000, S. 22). Deswegen fällt es den Kindern schwer Bedürfnisse zurückzustellen und sich nur auf eine Aufgabe oder einen Sachinhalt zu fokussieren (Weyhreter, 2000, S. 28). Dies trifft jedoch nicht auf jedes Kind zu. Manche Kinder sind durchaus in der Lage, sich beim Spielen gut zu konzentrieren, halten aber bei der Erledigung der Hausaufgaben nur einige Minuten aus (Weyhreter, 2000, S. 15). Somit gibt es viele Kinder bei denen in spezifischen Bereichen wie dem Erledigen der Hausaufgaben oder bei anderen schulischen Leistungsanforderungen eine mangelnde Konzentration vorherrscht. Im Gegensatz zum Spiel oder bei selbstgewählten Aktivitäten wie Basteln oder Malen zeigen diese Kinder oft eine ausdauernde Konzentration (Weyhreter, 2000, S. 14-15). Das Kind ist somit nicht generell konzentrationsschwach. Als Ursache für mangelnde Konzentration zeigt sich meistens die mangelnde Freude an den Hausaufgaben, der Schule im Allgemeinen oder das Kind hat beim Lernen irgendwelche Schwierigkeiten (Dutschmann, 1979, S. 80). Dutschmann (1979, S. 80) erläutert in diesem Zusammenhang, dass es anzunehmen ist, „dass die weitaus meisten Konzentrationsschwierigkeiten durch diese Lernunlust entsteht."

Dutschmann (1979) und Weyhreter (2000) erwähnen, dass weitere Ursachen einer Konzentrationsschwierigkeit bei einem Kind die folgenden sein können:

  1. Beim Kind selbst
    • Emotionale Belastungen (Konflikte mit sich selbst, mit Gleichaltrigen oder mit der Umwelt, Ängste, Ärger, Sorgen usw.)
    • Lebensweise (unausgewogene Ernährung (Mangel an Nährstoffen), Bewegungsmangel, Überschuss an Fernsehkonsum)
    • Unausgewogene Ernährung (Mangel an Nährstoffen z.B. Vitaminmangel)
    • Körperliche Ursachen (Krankheiten, Schmerzen, Ermüdung)
    • Organische Beeinträchtigungen (Leichte Hirnfunktionsstörungen, Hormon- und Stoffwechselstörungen, Funktionstüchtigkeit des Nervensystems, Wahrneh-mungsstörungen)
    • Nicht-kognitive Einflüsse (fehlende Leistungs- und Lernmotivation, Schulangst, mangelnde Begabung)
  2. In der Familie
    • Ungünstige familiäre Bedingungen (Konflikte in der Familie, Lärm, mangelnde Anerkennung)
    • Erziehungsmethode
  3. In der Schule
    • Ungünstiges Schulklima
    • Ungünstiger Unterrichtsstil

Die Kinder, die Konzentrationsschwierigkeiten haben, zeigen ein rasches und flüchtiges Arbei-ten. Sie sind schnell ermüdet, brauchen für dieselbe Aufgabe, die andere Kinder in einer relativ kurzen Zeit lösen, länger, machen während dem Lösen einer Aufgabe im Verhältnis zu anderen Kindern mehr Fehler und schweifen auch ständig ab. Zudem zeigen Kinder mit Konzentrations-schwierigkeiten motorische Unruhe (Weyhreter, 2000, S. 12). Dieses Problem weisen nach Krowatschek (1998, S. 14) rund die Hälfte aller Kinder auf. Die Einschränkung der Konzentration bezieht sich meistens nur auf den Unterricht und sind in der Freizeit kaum zu sehen. Dutschmann (1979, S. 111) hält fest, dass bei konzentrationsschwachen Kindern meistens das Selbstvertrauen fehlt. Da bei diesen Kinder immer wieder Schwierigkeiten auftreten, schwindet ihr Selbstvertrauen schrittweise oder kann sich nicht einmal entwickeln.

Um die Konzentrationsfähigkeit eines Kindes zu fördern, sollte darauf geachtet werden, geeignete Rahmenbedingungen für ein konzentriertes Arbeitsfeld zu schaffen. Dies bedeutet einerseits einen ruhigen Ort für die Hausaufgaben einzurichten, um Ablenkungen des Kindes zu vermeiden. Andererseits muss das Kind eine allgemeine Leistungsbereitschaft entwickeln und lernen, sich anzustrengen und Bedürfnisse aufzuschieben. Eine unbelastete Familiensituation wie auch klare Strukturen und Regeln in seinem Alltag können dem Kind dabei sehr helfen (Weyhreter, 2000, S. 70).

Über die Autorin/den Autor
Claudia Bucher schloss 2012 Ihr Lehramt-Studium mit Schwerpunkt Psychomotorik an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz ab.

Wie gefällt Ihnen diese Seite?
(6 Bewertungen, durchschnittlich 4.33 von 5)
Nach oben scrollenNach oben