Möglichkeiten zur Begleitung des freien Spiels
Dieser Artikel enthält einige Anregungen für Erzieher und Heilpädagogen zur Gestaltung des Freispiels von Kindern, zum Beispiel im Kindergarten.
Quelle: Wolfgang Einsiedler, "Das Spiel der Kinder", Jullius Klinkhardt Verlag, 1991
Im Kindergartenalter lernen die meisten Mädchen und Jungen, ihre Fantasie- und Rollenspiele weiterzuentwickeln. Besonders die Entwicklung des Fantasiespiels ist ein großer Fortschritt für die kindliche Entwicklung und ist Grundlage abstrakten Denkens. Hier agieren Kinder in ihrer Vorstellung und stellen sich z. B. einen Bauklotz als Haus vor.
Manche Kinder verhaaren aber während des Freispiels in einfache Spielformen. Sie schöpfen die kreativen Möglichkeiten anspruchsvoller Fantasie-und Regelspiele nicht aus (vgl. Wolfgang Einsiedler, S. 152). Besonders bei diesen Spielformen sollte der Pädagoge Impulse für weiterführende Spiele geben. Somit wird das Lernen der Kinder im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich gefördert und unterstützt.
Nachfolgend ist hier der Fantasie-Förderansatz von Johnson, Christie & Yawkey (1987) als Möglichkeit zur Begleitung des Freien Spiels beschrieben.Bei dem Fantasie-Förderansatz werden drei Typen unterschieden:
- das Mitspielen
- das Spieltutoring
- das thematische Fantasiespiel.
Das Mitspielen des Erziehers
Das Mitspielen des Erziehers/Heilpädagogen kann durch eine direkte Einladung des Kindes erfolgen. Das Spiel wird vom Kind bestimmt. Der Erzieher schließt sich einen vorhandenen Spielablauf an und kann z. B. eine Aufgabe oder Rolle im Spiel übernehmen. Wichtig ist jedoch, dass das Kind weiterhin den Spielverlauf bestimmt. Der Erzieher hat bei dem Mitspielen den Vorteil, dem Kind neue Impulse zu geben und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Eingewöhnungskinder können so über die Erzieherin in das Spiel der Kinder auch mit einbezogen werden.
Beim Mitspielen werden drei Gesprächsformen empfohlen:
- Informationsfragen wie "Hast du …?"
- Fragen zur Aufklärung "Wie hast du … Wie macht man …?"
- Reaktionen auf die Spielhandlung "Toll, prima …!"
(vgl. Wolfgang Einsiedler, S. 152)
Durch die drei Gesprächsformen reagiert der Erzieher auf das Spiel des Kindes. Beispiel: Ein Kind formt im Sand einen Kuchen. Der Erzieher fragt das Kind, ob es auch Schlagsahne zum Kuchen dazu gibt. Das Kind geht in die Kinderküche und tut so, als ob es Schlagsahne mit einem Mixer rührt. Es kommt zurück und streut feinen Sand auf den Kuchen und präsentiert stolz seinen Kuchen.
Das Spieltutoring
Die Rolle des Erziehers/Heilpädagogen ist eine Lehrperson, welche neue Spielepisoden initiiert und eine stärker führende Kontrolle über den Spielverlauf übernimmt. Die Kinder werden gelehrt, neue Spieltätigkeiten zu erlernen. Dazu hat der Erzieher/Heilpädagoge zwei Möglichkeiten:
- Das Spieltutoring von außen: Der Erzieher/Heilpädagoge bleibt außerhalb des Spiels, wendet sich an das Kind und fragt nach, was gespielt wird. Der Erzieher/Heilpädagoge gibt Vorschläge für neue Spieltätigkeiten/Spielverläufe oder auch zum Gebrauch bestimmter Spielmaterialien.
- Das Spieltutoring von innen: Der Erzieher/Heilpädagoge ist bereits mitten im Spiel, und versucht den Spielverlauf durch seine Handlungen und Äußerungen zu beeinflussen. Im Gegensatz um Mitspielen übernimmt der Erzieher/Heilpädagoge die führende Rolle im Spiel.
(vgl. Wolfgang Einsiedler, S. 152)
Für wen ist das Spieltutoring geeignet?
- Kindern mit wenig Spielfertigkeiten
- Kinder die mit anderen Kindern nicht spielen
- Kinder, die sich schwer auf verschiedene Spielformen einlassen können
- Kinder mit wenig Ausdauer
- Kinder mit einer geistigen Behinderung
Diese o.g. Kinder werden im Spieltutoring vom Erzieher/Heilpädagogen angeregt, das einfache/stereotype Spiel auszubauen und neue Rollen einzunehmen. Somit können neue Spielepisoden entstehen.
Johnson u. a. (1987) empfiehlt bei einem guten Spielverlauf einen raschen Abbau der Anleitung sowie das langsame "Ausgleiten" des Erziehers/Heilpädagogen im Spiel (vgl. Wolfgang Einsiedler, S. 152).
Das thematische Rollenspiel
Der Erzieher/Heilpädagoge schlägt den Kindern vor, ein Märchen oder Ähnliches zu spielen. Der Erzieher/Heilpädagoge liest zuerst die Geschichte vor. Danach werden die Rollen verteilt. Die Objekte werden in "So-tun-als-ob"-Gegenstände umgewandelt. Der Erzieher liest die Geschichte vor, während die Kinder sie nachspielen. Die Spielhandlung wird immer mit wechselnden Rollen gespielt. Das thematische Rollenspiel hat nach Saltz (1977) positive Auswirkungen auf die sozial-kognitive Entwicklung von Kindern (vgl. Wolfgang Einsiedler, S. 152-153).
- Details
- Erstellt am 14.01.2012
- Zuletzt bearbeitet am 22.01.2013
- Geschrieben von Diana Saft