Umfrage zum Thema Kindergartenpflicht

Es gibt in Deutschland eine Schulpflicht, bisher aber noch keine Kindergartenpflicht. Buschkowsky, der Bürgermeister von Berlin-Nezkölln, fordert gerade in sozialen Brennpunkten eine Kindergartenpflicht, so dass die Entwicklung der Kinder insbesondere von sozial schwachen Familien nicht auf der Strecke bleibe. Buschkovski: "Es gibt viele Eltern, auch in deutschen Familien, in denen nicht vorgelesen und nicht gespielt wird. Es sei in bildungsfernen Elternhäusern schlichtweg Geldverschwendung, Mittel zum Kauf von Spielen auszugeben. Dort, wo die sozialen Kompetenzen der Eltern gleich null sind, müssen wir uns an ihre Stelle setzen, um die Defizite dieser erziehungsüberforderten oder auch erziehungsunwilligen Eltern auszugleichen". Auch die IHK fordert eine Kindergartenpflicht, wenigstens für 1 Jahr: "Auf diese Weise können mögliche Defizite bei Kindern rechtzeitig behoben werden und die Erstklässler einigermaßen gleiche Startchancen in der Grundschule erhalten". Somit komme ich hier zur Umfrage: Sind Sie für eine Kindergartenpflicht äquivalent zur Schulpflicht?

Liebe Frau Saft,

alle Ihre Fragen kann ich aus Überzeugung mit JA beantworten! Ich denke, ein erster Schritt, der auf breite Zustimmung stößt, wäre es, das letzte Kindergartenjahr zum Einschulungsjahr zu erklären und damit in die Schulpflicht aufzunehmen.

Viele Grüße
Klaus Hurrelmann

Sehr geehrte Frau Saft,
hier der angefragte Kommentar zu Ihrer Umfrage zum Thema Kindergartenpflicht.

Als sozialdemokratische Familien- und Jugendpolitikerin hat der Ausbau einer bundesweit guten und bedarfsgerechten Angebots an Kindertagesstätten für mich höchste Priorität. Ergänzend zum Elternhaus ist die Kita der beste Ort, alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft bestmöglich zu fördern. So sorgen wir für beste Bildung von Anfang an. Von der individuellen Förderung und dem Kontakt mit Gleichaltrigen profitieren alle Jungen und Mädchen.

Deshalb hat die SPD den Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz für Unter-3jährige durchgesetzt. Flexible Öffnungszeiten, eine gute Personalausstattung, gut qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher sowie mittelfristig Gebührenfreiheit sind die besten Anreize, dieses Angebot für noch mehr Familien als bisher attraktiv zu machen.

Unsere vordringlichste Aufgabe ist es daher, für alle Eltern im Land ein bedarfsgerechtes Angebot an Kitaplätzen für ihre Kinder bereitzustellen.
Im letzten Jahr vor der Schule geht heute schon fast jedes Kind in den Kindergarten. Ich bin sicher, dass wir mit der Verbesserung der Betreuungsqualität und der Einführung von Gebührenfreiheit die Attraktivität eines Kitabesuches weiter steigern können. So können wir immer mehr Eltern überzeugen und immer mehr Kinder für einen Kitabesuch gewinnen. Das geht nach meiner Überzeugung auch ohne staatlichen Zwang.

Christel Humme MdB (SPD)
stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag

Sehr geehrte Frau Saft,

ich begrüße alle Signale, die zeigen: der Staat findet es richtig, dass jedes Kind in den Kindergarten geht. Deswegen bin ich dafür, den Kindergarten für Eltern kostenfrei zu machen. Mit einer Kindergartenpflicht hätte ich allerdings Schwierigkeiten. Ich halte sie verfassungsrechtlich für bedenklich, weil sie mit Artikel 6 des Grundgesetzes schwer vereinbar ist. Und ich frage mich als Mutter von drei Kindern, ob sie praktisch so leicht umgesetzt werden kann. Wieviel Fehltage sind zum Beispiel erlaubt? Kann ich mein Kind dann noch einfach mal für eine Woche aus dem Kindergarten nehmen, etwa wenn ich mit ihm Urlaub machen möchte?

Mit freundlichen Grüßen

Dr.Silvana Koch-Mehrin (FDP)
Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments
Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament

Sehr geehrte Frau Dr.Silvana Koch-Mehrin
Natürlich kann doch ein Kind auch mal krank sein, solange das Kind nicht 300 Tage von 365 krank ist... dies wäre dann ein Zeichen für das "gewollte Fernbleiben". Und wenn die Eltern Urlaub nehmen, dann ist das doch auch ok.
Also ich wäre auch für eine Kindergartenpflicht, da gerade Kinder aus Migrantenfamilien vermehrt von Kitas fernbleiben.

Und hier wären wir bei den Thema Sarrazin. Das was Herr Sarrazin schreibt, finde ich genau auf dem Punkt getroffen:
„Für Kinder ab dem dritten Lebensjahr besteht Kindergartenpflicht. Der Ganztagskindergarten wird zur Regelleistung. Verkehrssprache im Kindergarten ist Deutsch. Bei unentschuldigtem Fehlen wird die Grundsicherung für das Kind auf den anteiligen Regelsatz für Lebensmittel abgesenkt, abzüglich des Gegenwerts der Mahlzeiten im Kindergarten. Diese Abzüge werden tagesscharf berechnet. Ebenso wird an den Schulen verfahren. Die Ganztagsschule wird zum Regelbetrieb. Die Teilnahme an ergänzender Hausaufgabenbetreuung ist für alle jene Schüler verbindlich, die die Leistungsstandards nicht in befriedigendem Umfang erfüllen. Es gibt keine Befreiung von bestimmten Unterrichtsstunden aus religiösen Gründen. (…)“

Zum Grundgesetz 6Auf diesen Artikel freuen sich doch die Familien, die ihre Kinder bewusst nicht in den Kindergarten schicken. Der Artikel ist ein Geschenk für sie, aufdenen sie sich jederzeit berufen können. Doch frage ich mich als Erzieherin immer wieder, ob wir es weiterhin dulden sollen, wenn Kinder mit 5 Jahren oder später in den Kindergarten kommen und kein einziges Wort Deutsch verstehen e.t.c.

Bei http://www.eltern.de wurde auch eine Umfrage zur Kindergartenpflicht durchgeführt: http://archiv.insm.de/Bildung/Kindergarten___Co_/Die_Fakten/Zum_Thema/Dossier_Kindergarten_-_Aktuelle_ELTERN-Umfrage__Zwei_Drittel_aller_Eltern_befuerworten_eine_Kindergartenpflicht.html
2/3 der Eltern sprachen sich für eine Kindergartenpflicht aus!!! Die Mehrheit ist dafür und die Politik spricht wieder einmal dagegen...obwohl es die Mehrheit möchte! Frau Merkel steht alleine da...http://www.freiewelt.net/nachricht-2061/csu-und-spd-gegen-kindergartenpflicht---merkel-cdu-steht-allein.html

So das wars von mir heute
Annabelle

Hallo!
Selbst Eltern.de fordert eine Veränderung im Gesetz. Doch die Politiker scheinen es einfach nicht begreifen zu wollen...

"Ein verpflichtendes Kindergartenjahr vor der Einschulung:

Ein Kindergartenjahr wäre die letzte Chance für viele Kinder, besonders für solche mit Sprachschwierigkeiten, vor dem Schulstart noch Anschluss zu finden. Eine Mehrheit der Eltern ist dafür: 70 Prozent befürworten eine Kindergartenpflicht für einen "Halbtagsplatz ab dem vierten, spätestens dem fünften Geburtstag" (Forsa-Umfrage im Auftrag von ELTERN, Oktober 2006)."

Was bei uns in der Einrichtung auch schon passiert, aber noch stärkeren Zuwachs braucht ist folgendes:
Stärkung der Eltern durch Verbesserung und Vernetzung von Hilfsangeboten:

"Die Gesellschaft muss sich früher um Familien in schwierigen Verhältnissen kümmern, das heißt unter anderem: mehr Anlaufstellen schaffen, Ärzte, Therapeuten, Hebammen und Jugendämter besser miteinander vernetzen, die aufsuchende Sozialarbeit stärken, frühzeitig Werbung für den Kindergarten machen."

Und noch weitere interssante Überlegungen über das Thema Kindergarten und nötige Veränderungen lesen sie auf: http://insm.de/insm/Themen/Bildung/INSM-Dossier-Kindergarten-Co/Kostenloser-Kindergarten-rechnet-sich.html

Eurer Befürworter