Die Schwierigkeit, ADS im Vorschulalter zu diagnostizieren

Dieser Artikel thematisiert die Diagnostik von ADHS/ADS bei Kindern in Kindergarten und Vorschule. Sie erhalten u.a. einen Überblick über Kriterien, die unter Umständen für ADS/ADHS sprechen.

Einleitung

Das Verhalten von Vorschulkindern ist variabler als das von Schulkindern. Dies ist der Grund, warum die Diagnose ADHS bei Vorschulkindern besonders schwierig ist. Symptome der Unaufmerksamkeit sind bei Kleinkindern schwerer zu diagnostizieren, da sie sich kaum über einen längeren Zeitraum konzentrieren müssen. Wichtig ist, immer vor Augen zu haben, dass jedes Kind einmalig ist und kaum in ein Schubkastensystem eingeordnet werden kann.

Die gängigen Diagnoseschemata im Vorschulalter sind kaum auswertbar, da viele Symptome in diesem Alter normal sind. Welches Kleinkind kann schon im Morgenkreis länger ruhig sitzen bleiben? Viele Eltern schätzen ihre Kinder im Vorschulalter als überaktiv oder unaufmerksam ein, ohne dass diese Kinder jemals ADHS haben. Laut Cambpells Studien zeigen 50% der Vorschulkinder, die problematisch eingestuft worden, im Alter von sechs Jahren keine klinische Symptomatik mehr.

Diagnostik von ADHS/ADS

Über den Begriff ADHS gab es in der Vergangenheit viele Diskussionen und immer wieder neue Bezeichnungen, die für Verwirrtheit sorgten.

Begriffe

  • DSM-IV = Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen, Version 4; internationales Klassifikationssystem
  • ICD-10 = Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, Version 10; nationales Klassifikationssystem aus den USA

Vergleich "ICD-10" und "DSM-IV"

Der Begriff ICD-10 bezeichnet ADHS als hyperkinetische Störung, wobei hier die Aktivitätsstörung als unabdingbar gilt. "Das DSM-IV weist Hyperaktivität - Impulsivität als unabhängiges Hauptmerkmal aus […]". Die Folge ist, dass ein Kind mit starken Aufmerksamkeitsstörungen ohne Hyperaktivität nach ICD-10 nicht diagnostiziert werden kann.

DSM-IV wird in 3 Subtypen unterschieden:

  • dominant aufmerksamkteitsschwacher Typ
  • dominant- hyperaktiv- impulsiver Typ
  • Mischtypus mit klinisch bedeutsamen Defiziten in der Aufmerksamkeit, Hyperaktitvät und Impulsivität.

DSM-IV hat klare definierte diagnostische Merkmale über ADHS aufgestellt. Nachfolgend werden nur die Kriterien genannt, die für ADS sprechen (ohne Hyperaktitvät oder Impulsivität).

Die diagnostischen Kriterien des DSM-IV für ADS

Sechs oder mehr der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit müssen während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden gewesen sein.

Unaufmerksamkeit

  • Kind beachtet Einzelheiten nicht, Flüchtigkeitsfehler
  • Schwierigkeiten, über längere Zeit die Aufmerksamkeit beim Spielen aufrechtzuhalten
  • Kind scheint oft nicht zuzuhören, reagiert nicht oder falsch bei Ansprache
  • Kind kann Spiele oder Aufgaben nicht zu Ende bringen
  • Kind hat Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren
  • Kind vermeidet häufig Anstrengungen, beschäftigt sich nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern
  • Kind verliert häufig Spielsachen, die es für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt
  • Kind ist durch äußere Reize leicht ablenkbar
  • Kind ist vergesslich bei Alltagstätigkeiten

Definition

Gemäß dem DSM-IV müssen für das Vorliegen einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung die Hauptmerkmale Unaufmerksamkeit und /oder Hyperaktivität und Impulsivität bereits vor dem siebten Lebensjahr bestanden haben, in ihrer Gesamtheit mindestens sechs Monate gedauert haben, in mehr als einer Umgebung aufgetreten sein und offensichtlich von der normalen Entwicklung abweichen.

Anzeichen für ADHS bei Kindern im Vorschulalter

  • Kinder mit ADHS haben große Schwierigkeiten, sich an Regeln zu halten.
  • Sie zeigen ein enormes Trotzverhalten.
  • Die Integrierung in eine (Kindergarten-) Gruppe fällt schwer.
  • Die Frustrationsgrenze ist sehr niedrig, so dass Gruppenspiele kaum durchführbar sind.
  • Sie sind häufig spontan hilfsbereit.
  • Kinder mit ADHS sind oft zappelig. Das Spielen ist chaotisch und destruktiv. Häufig sind unvorhersehbare Handlungswechsel zu beobachten.
  • ADHS-Kinder sind verstärkt unfallgefährdet. Sie habe wenig Gespür für Gefahren und müssen daher mehr beaufsichtigt werden als andere Kinder.

Differenzialdiagnostik

Vor einer heilpädagogischen Diagnose muss immer eine ärztliche Diagnose eingeholt werden, um andere mögliche Ursachen (z. B. organische) auszuschließen.

Es gibt tpische Verhaltenscharakteristika, auf die ich nachfolgend eingehe: ADHS ist mit vielen Begleitsymptomen verbunden, was das ganze Bild noch schwieriger erscheinen lässt. "[…] Aggressivität, motorische Schwierigkeiten, mangelnde soziale Fähigkeiten, exzessive Neugier und Risikobereitschaft, Lern- und Gedächtnisprobleme."

In 30 anderen Störungsbildern können die einzelnen Symptome von ADHS auftreten. Dies zeigt, dass eine sichere Diagnose nur ein ärztlicher Fachexperte, nach gründlicher Anamnese und neurologischer Untersuchung, stellen darf. Es besteht eine große Verwirrung über ADHS/ADS und deren Zusammenhänge mit anderen Störungen, so dass Interventionen möglicherweise nicht immer wirksam sind. Es ist unklar, was vorrangig behandelt werden soll.

Quellen

  • Manfred Pretis, "ADHS bei Klein- und Vorschulkindern", 2006
  • Reimann-Höhn, "ADS bei nicht-hyperaktiven Kindern", 2001
Über die Autorin/den Autor
Diana Saft ist staatlich anerkannte Heilpädagogin und Heilerziehungspflegerin. Sie sammelte bisher Erfahrungen in einem Seniorenheim, in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen, in einem integrativen Kindergarten und in einem deutschen Kindergarten in den USA.

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