Nun habe ich mir mal all deine Schilderungen intensiv durchgelesen, liebe Peggy. So wie es sich für mich darstellt, vermute ich die Ursache wirklich in der Familie. Wenn die Mutter mit der kleinen Tochter liebevoll und zärtlich umgeht, den Sohn aber streng und hart zurechtweist und von ihm erwachsenes Verhalten erwartet, kann das ja nur ungünstige Spuren in dem Kind hinterlassen. Vermutlich möchte er sich mit seinem Verhalten Bestätigung, Zuwendung und Aufmerksamkeit einfordern, ganz egal ob positive oder negative. Hauptsache, er fällt auf und erhält Kontakt. Zu Hause wird er wohl auch nur so von seinen Eltern Aufmerksamkeit erhalten. Nur wenn er rumkaspert, reagieren die Eltern, ermahnen ihn, sprechen mit ihm (leider eher negativ bestätigend). Die Tochter wird wohl den ersten Platz einnehmen. Der Sohn fällt hinten runter und erfährt für angemessenes Verhalten keine Anerkennung sondern Desinteresse.
Alles Vermutungen wohlgemerkt.
In der Kita könnte der Umgang mit ihm vielleicht insofern gestaltet werden, dass die kleinsten positiven und erwünschten Verhaltensweisen bestärkt werden. Also wirklich Lob für jedes kleines Gute einsetzen.
Beispiel: Setzt er sich nach (möglichst einmaliger) Aufforderung an den Tisch = loben, sich freuen, dass er reagiert hat, Rücken tätscheln, lächeln. Das ganze Repertoire eben. Tut er, was die Erzieher sagen = immer ordentlich loben. Jedes unerwünschte Verhalten ignorieren, nicht kommentieren, kein Blickkontakt. Stört er damit aber die Gruppe, würde ich ihn kommentarlos aus dem Raum in einen anderen schieben, ihn sich dort beruhigen lassen und ihm - wenn er wieder zugänglich ist - sofort freundlich und zugewand anbieten, im Gruppenraum eine gemeinsames Sache zu machen (spielen, basteln, malen etc).
Dieses so angewandte Verhalten erfordert harte Konsequenz und Durchhaltevermögen, führt auf Dauer aber zum Erfolg. Der Junge wird merken, dass er Erfolge hat, wenn er sich "gewünscht" verhält und keine Aufmerksamkeit bekommt, wenn er rumkaspert.
Sollte er unterfordert sein, müssen so oder so mit den Eltern gemeinsam Maßnahmen ergriffen werden. Nur ist da die Frage, inwiefern diese mitziehen würden.
Vielen Dank für die Einblicke.
Ich hoffe, ich konnte neue Impulse einbringen oder bestehende bestätigen oder so ähnlich.