Wahrnehmungsförderung
In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über Ansätze und die Methoden der heilpädagogischen Wahrnehmungsförderung.
Begriffsdefinition und Einleitung
Definition Wahrnehmung: "Unter Wahrnehmung wird der Prozeß des Informationsgewinnes aus Umwelt und Körperreizen (innere und äußere Wahrnehmung) einschließlich der damit verbundenen emotionalen Prozesse und der durch Erfahrung und Denken erfolgenden Modifikation verstanden." (Drever U. Fröhlich, 1974, zit. nach Friedrich 1980, S. 20)
Unsere Wahrnehmung besteht nicht nur aus der Aufnahme von Sinnesreizen. Unsere Wahrnehmung wird geprägt von Vorstellungen, Erfahrungen, Erinnerungen und emotionalen sowie sozialen Faktoren.
Die Wahrnehmungsprozesse sind eng verbunden mit der Entwicklung der Sprache, der Emotion, der Motorik und des Denkens. Das Denken und die Wahrnehmung sind als kontinuierlich ineinander übergehende Akte anzusehen. Die Wahrnehmung ist ein Kategorisierungsvorgang, der die Informationen in eine bestimmte Reihenfolge bringt (vgl. Nickel 1977, S. 24). Die Wahrnehmungsprozesse sind die Basis für die kognitive und sprachliche Entwicklung eines Kindes.
Störungen der Wahrnehmung
Treten Störungen im Bereich der Wahrnehmung auf, können mögliche Bedingungsfaktoren für die Entstehung von Sprachverzögerungen in Frage kommen (vgl. B. Fendrich, S. 113). In der Literatur ist nachgewiesen, dass Störungen in der Wahrnehmung die gesamte Entwicklung eines Kindes tiefgehend beeinträchtigen können. So wiesen z.B. Hallahan und Cruishank nach, dass Wahrnehmungsstörungen die häufigsten Lernprobleme bei Kindern verursachen. (vgl. J. Hammer, 1997, S. 8)
Wahrnehmungsstörungen beseitigen in der heilpädagogischen Arbeit
In der heilpädagogischen Entwicklungsförderung werden bei Störungen der Wahrnehmungsaufnahme und -verarbeitung verschiedene Wahrnehmungsübungen durchgeführt. Bei sprachlichen Auffälligkeiten werden beispielsweise Übungen in den Bereichen taktil-kinästhetische, auditive und visuelle Wahrnehmung durchgeführt. Im Verlauf der entsprechenden Kommunikation mit dem Kind werden auch die Sprachauffälligkeiten behandelt. Bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen wird gezielt ein Bereich der Wahrnehmung gefördert und somit der Reiz isoliert angeboten. Ist das Kind fähig, diesen Wahrnehmungsbereich isoliert auszuführen, kann ein weiterer Wahrnehmungsbereich (Intermodalstufe) verbunden werden. Kann das Kind die beiden Wahrnehmungsbereiche verbinden, können mehrere Wahrnehmungsbereiche verknüpft werden. Man spricht dann von der Serialstufe. Dieses Vorgehen leitet sich vom Modell von Affolter ab.
Die Wahrnehmungsübungen können in der heilpädagogischen Entwicklungsförderung, Psychomotorik sowie in der heilpädagogischen Rhythmik und Musik spielerisch angewandt werden.
Literaturverzeichnis
- Friedrich, M.: Teilleistungsschwäche und Schule, Bern 1980
- Nickel, H.: Der normale Entwicklungsverlauf von Wahrnehmungsprozessen in Kindesalter, Bern-Stuttgart-Wien 1977
- Hammer, J.: Sprachstörungen, Edition von Freisleben, Würzburg 1997
- Fendrich, B.: Sprachauffälligkeiten im Vorschulalter, Juventa Verlag Weinheim und München 2000
- Details
- Erstellt am 27.09.2009
- Zuletzt bearbeitet am 21.01.2013
- Geschrieben von Diana Saft